Schonung ja – aber wie? Tipps für die Zeit nach einer gynäkologischen Operation

Wie soll ich mich nach der Operation verhalten?

Diese Frage höre ich oft – und die Antworten, die viele Frauen bekommen, reichen von vorsichtigen Ratschlägen bis zu strengen Verboten. „Vier Wochen nichts heben“, „zwei Wochen Bettruhe“, „keinen Staubsauger angreifen“ – vieles davon stammt aus einer Zeit, in der man dachte, körperliche Aktivität würde die Wundheilung stören. Heute wissen wir: das Gegenteil ist oft der Fall.

Was passiert in der Rekonvaleszenz? Der Begriff stammt vom lateinischen reconvalescere = wieder gesund werden. Tatsächlich bedeutet diese Phase: der Körper hat jetzt eine zentrale Aufgabe – die Wundheilung. Und die braucht Energie. Diese Energie fehlt dann bei sonst gewohnten Tätigkeiten. Deshalb fühlen sich viele Patientinnen schneller müde, Dinge erscheinen anstrengender als gewohnt.

Schmerzen sind dabei kein Feind, sondern ein wichtiges Warnsignal: Verhaltensweisen, die die Heilung stören könnten, tun weh. Deshalb gilt: Aktivitäten, die Schmerzen verursachen, sollen unterlassen werden. Gleichzeitig ist zu viel Ruhe ebenfalls problematisch, weil das Thromboserisiko steigt. Die Devise lautet also: auf die Signale von Müdigkeit und Schmerz achten – aber nicht mehr als nötig.

Was sagen moderne Konzepte wie Fast-Track oder ERAS?

Diese Programme setzen auf frühe Mobilisation, gute Schmerztherapie, ausgewogene Ernährung – und auf das Vertrauen in die Selbstwirksamkeit der Patientin. Ziel ist eine rasche Rückkehr in den Alltag ohne unnötige Einschränkungen.

Schmerztherapie: wichtig, damit Bewegung möglich ist

Viele Patientinnen glauben, Schmerzmittel würden über eine Infusion besser wirken. Das stimmt nur bedingt: intravenös wirken sie schneller, aber nicht stärker. Sobald wieder normal gegessen wird, ist eine regelmäßige Einnahme in Tablettenform oft die beste Lösung. Wichtig ist ein fixer Zeitplan: je nach Bedarf alle 12, 8 oder 6 Stunden. Eine Bedarfsmedikation („bei Schmerzen“) ist in den ersten Tagen nach größeren Eingriffen nicht zu empfehlen. Ich achte dabei besonders auf gut verträgliche Medikamente. Trotzdem können Nebenwirkungen wie Magenbeschwerden, Müdigkeit oder Verstopfung auftreten. Bitte melden Sie sich bei Unverträglichkeiten.

Was heißt das konkret?

👨‍👩‍👧 Im Familienleben:

  • Ja: Mit Kindern spielen, gemeinsam essen, spazieren gehen.
  • Mit Bedacht: Längere Ausflüge oder Aktivitäten, die mit viel Tragen verbunden sind.
  • Wichtig: Partner und Angehörige dürfen gerne mithelfen – unter der Devise: unterstützen ohne zu bevormunden.

🏡 Im Haushalt:

  • Ja: Kochen, Tisch abwischen, Wäsche aufhängen, leichte Gartenarbeit.
  • Mit Bedacht: Staubsaugen (vor allem bei größeren Geräten oder vielen Treppen), Fensterputzen, schwere Einkaufstaschen.
  • Nein (für 2–4 Wochen): Möbel rücken, Wasserkisten heben, Kleinkinder häufig hochheben.

🏃 Bewegung und Sport:

  • Empfohlen: tägliche Spaziergänge ab dem 1. postoperativen Tag.
  • Nach 2–3 Wochen: leichtes Yoga, Radfahren, Schwimmen (wenn keine Blutung mehr besteht).
  • Ab Woche 6: schrittweise Rückkehr zu gewohnten Sportarten.

💼 Im Beruf:

  • Bürotätigkeit: meist nach 1–2 Wochen wieder möglich.
  • Körperlich anstrengende Jobs: individuelle Rücksprache – oft nach 3–6 Wochen.
  • Homeoffice: ideal für den sanften Wiedereinstieg.

❗ Was noch wichtig ist:

  • Zunehmende Schmerzen unter Schmerztherapie, Fieber, Schwindel oder Schwäche sind Warnzeichen.
  • Offene Fragen klären. Keine Scheu vor Rücksprache mit dem Behandlungsteam.
  • Ernährung: ballaststoffreich, ausreichend trinken, ggf. Stuhlregulation.

 

Frau geht nach Operation eine Treppe hinauf